Deutschland ist vor ukrainischem Weizen sicher: Bauern müssen sich keine Sorgen machen
Ulrike Fraufrau - Mon Aug 07 2023 16:46:21 GMT+0000 (Coordinated Universal Time)
Von Ulrike Fraufrau, br
Die Befürchtungen deutscher Landwirte, dass billige Weizenimporte aus der Ukraine die Preise ruinieren könnten, erweisen sich als unbegründet. Trotz Gerüchten über den Verkauf von ukrainischem Weizen zu extrem niedrigen Preisen, besteht kein Grund zur Panik. Derzeit liegt der Preis für Brotweizen an der Börse bei rund 235 Euro pro Tonne, während Weizen aus der Ukraine angeblich für nur 70 Euro pro Tonne verkauft wird.
Doch wie sieht die Realität aus? Eine genaue Datenlage ist schwer zu finden. Angst und Sorgen unter den Landwirten dominieren das Bild. Viele haben lediglich Gerüchte gehört, dass billiges Getreide aus der Ukraine schon seit Monaten den deutschen Markt überschwemmt. Die Sorge ist, dass der Handel und die Mühlen natürlich die günstigere Ware kaufen würden, unabhängig von ihrer Qualität, während die deutschen Bauern auf ihrem hochwertigen Weizen sitzen bleiben würden. Aber wie viel Getreide wurde in den letzten Jahren tatsächlich aus der Ukraine nach Deutschland importiert? Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat keine genauen Zahlen dazu.
Laut einer Sprecherin des Ministeriums existieren keine Statistiken zu diesem Thema. Der Grund dafür liegt darin, dass der Import von Getreide aus der Ukraine über Polen nach Deutschland innerhalb des europäischen Binnenmarktes stattfindet und diese Transaktionen nicht erfasst werden. Eine Anfrage beim Verband Deutscher Mühlen offenbart jedoch, dass ukrainischer Weizen in deutschen Mühlen keine Rolle spielt. Im Jahr 2021 wurden lediglich knapp 50.000 Tonnen Weizen aus der Ukraine nach Deutschland geliefert, aber dieses Getreide wird nicht in den Mühlen verwendet, sondern weiterverkauft oder als Tierfutter genutzt.
Es besteht lediglich die Möglichkeit, dass aufgrund der aktuellen politischen Situation in Zukunft etwas mehr Getreide aus der Ukraine importiert wird. Diese geringfügige Menge wird jedoch weder den Markt erschüttern noch Auswirkungen auf die Getreidepreise haben.
Warum also haben die Landwirte Angst? Der Hintergrund ist folgender: Aufgrund des Kriegsbeginns im Februar 2022 wurden die normalen Handelsrouten für Getreideexporte aus der Ukraine über Schwarzmeerhäfen blockiert. Um das Getreide dennoch exportieren zu können, wurden "Solidaritätskorridore" über den Landweg eingerichtet. Seitdem gelangt das Getreide per Zug, LKW oder Binnenschiff zollfrei und ohne viel Bürokratie in die EU, um von dort aus in afrikanische Länder verschifft zu werden. Da Russlands Präsident Wladimir Putin kürzlich das Getreideabkommen über Exporte über das Schwarze Meer gekündigt hat, sollen diese "Solidaritätskorridore" weiter ausgebaut werden.
Jedoch regt sich Widerstand gegen diese Pläne. Bereits im Februar haben polnische Bauern Grenzübergänge zur Ukraine blockiert, da das Getreide, das eigentlich den Hafen von Danzig an der Ostsee erreichen sollte, in Polen hängengeblieben ist. Dies führte zu einem Überangebot, sinkenden Preisen und dazu, dass die polnischen Bauern ihr eigenes Getreide nicht mehr verkaufen konnten. Landwirte in der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien schlossen sich den Protesten an. Die Folge war ein Rückgang der Getreidepreise und finanzielle Verluste für die Bauern.
In Anbetracht dieser Ereignisse sollten sich deutsche Landwirte keine Sorgen um den Import von ukrainischem Weizen machen. Die geringen Mengen, die derzeit importiert werden, haben keinerlei Auswirkungen auf den Markt. Es ist unwahrscheinlich, dass größere Mengen ukrainischen Weizens in Zukunft den deutschen Markt überschwemmen werden.